Hoch über Aesch und Pfeffingen steht die alte Burgruine Pfeffingen, und die alten Leute sagen, dass der Graf von Thierstein-Pfeffingen dort manchmal noch sein Unwesen treibt. Doch die kleine Emilia kümmerte das wenig. Sie kannte die Ruine von einem Ausflug mit ihrer Familie. Abends stellte sie sich oft mit ihrem Kinderstuhl ans Dachfenster und sah über die Häuser von Aesch und Pfeffingen und hoch zur Ruine, bis diese in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
Eines Abends aber, kurz vor Weihnachten, sah Emilia ein schwaches, flackerndes Licht bei der Ruine. Sie rief sofort ihre Mutter, doch als sie zusammen am Fenster standen, war das Licht verschwunden. Am nächsten Abend sah Emilia das Licht wieder. Sie rief laut nach ihren Eltern, und diesmal sahen auch Mami und Papi das Licht.
Am nächsten Morgen sprach sich die Geschichte von dem geheimnisvollen Licht schnell im ganzen Ort herum. Emilias Vater beschloss, gemeinsam mit einigen Nachbarn zur Ruine zu gehen, um nach dem seltsamen Licht zu schauen. Als sie oben ankamen, staunten sie nicht schlecht. Dort war der alte Herr Keller, ein Eigenbrötler aus der Mühlenstrasse, der seine Zeit meistens allein verbrachte. Er hatte Fackeln angezündet und eine wunderschöne, handgeschnitzte Weihnachtskrippe aufgestellt.
Jeden Abend kamen nun immer mehr Dorfbewohner rauf zur Ruine, um die Krippe und das «Weihnachtslicht von Pfeffingen» zu bestaunen. Besonders am Heiligabend versammelten sich Hunderte von Menschen um die Krippe, und die Ruine leuchtete so hell, dass man sie bis nach Basel sehen konnte. Emilia, die Entdeckerin des Lichts, stand stolz neben Herrn Keller. Dieser flüsterte ihr: «Heute habe ich für einmal ganz viele Freunde. Frohe Weihnachten, Emilia», «Frohe Weihnachten, Herr Keller», rief sie laut zurück, und viele andere stimmten mit ein.